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Gastartikel: Heiko und die Huckel – Steinzeitlich lebende Völker kennen keine Akne

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Inhaltsverzeichnis

Paleo-Wissen eröffnet Chancen auf Hautverbesserung

Eigentlich haben die Zwillinge Heiko und Roman Lochmann ihre Musik- und Comedy-Videos aus dem Leben pubertierender Lehrer- und Elternschrecks („Durchgehend online“) immer zu zweit gedreht. So sind sie als „Die Lochis“ im Internet auf Youtube bekannt geworden. Aber ein Video hat Heiko allein aufgenommen. Das hängt mit einem Problem zusammen, mit dem er – wie Millionen Lochi-Fans wissen – viel mehr zu kämpfen hatte als sein Bruder. Heiko bezeichnet es einmal als „Huckel und Berge“: Der etwa 15 Minuten lange Streifen handelt von Akne, einer Hauterkrankung, von der vor allem Jugendliche betroffen sind. In den drei Jahren, die das Video inzwischen auf Youtube zu sehen ist, wurde es mehr als eine Million Mal aufgerufen.

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https://youtube.com/watch?v=6EiHFbVy-oI

Das dürfte Hautärzte kaum wundern: Acne vulgaris, so der wissenschaftliche Name der Pickel-Plage, ist ein Universalphänomen. „Mit 22 – 32 % ist Akne die häufigste dermatologische Diagnose und einer der häufigsten Gründe ärztlicher Konsultation (1,1 %) überhaupt“, so Harald Gollnick und Christos Zouboulis, Professoren und Hautärzte in Magdeburg bzw. Dessau. Einschließlich der „milden Verläufe“ seien von Pubertäts-Akne „nahezu 100 %“ dieser Altersgruppe betroffen.

Mit 16 hatte Heiko die Situation endlich unter Kontrolle. Bis dahin hatte er „alles ausprobiert, was man machen kann, ich hab gegoogelt, hat alles nix gebracht, im Endeffekt wurde es sogar meistens schlimmer“. Was ihm letztlich geholfen hat: „so’n E-Book“. Woran er sich noch erinnert: Darin ging es um „basische Ernährung“.

Tipps gegen Akne nicht immer brauchbar

Tipps zur Ernährung gegen Akne und tatsächliche oder selbst ernannte Akne-Experten findet man im Netz reichlich. Darunter immer wieder Stimmen, die unbelastet von der frei im Internet zugänglichen wissenschaftlichen Sachlage behaupten, Akne habe mit Ernährung nichts zu tun. So landen viele Betroffene in einem Informations-Irrgarten. Welcher der vielen Tipps helfen könnte, ist für jemanden ohne Erfahrung oder Vorkenntnisse praktisch nicht erkennbar. Also ist ausprobieren angesagt – oft ohne zu wissen, wie lange und wie konsequent man eine Methode anwenden sollte, bis sie wirken kann.

Die herkömmliche Methode ist, sich vom Hautarzt Tabletten oder Salben gegen Akne verschreiben zu lassen. Dermatologen kennen sanfte Helfer für den gelegentlichen Pickel und hochwirksame Therapeutika, die auch eine außer Kontrolle geratene schwerste Akne (Acne conglobata) zum Abklingen bringen können. Aber diese Mittel wirken nicht bei allen oder nur so lange, wie sie genommen werden. Einige Patienten vertragen sie auch nicht oder wollen sie nicht dauerhaft verwenden. Wie Heiko.

Ernährung gegen Akne? Die Forschung sagt „ja“

Der wissenschaftlich am besten erforschte Weg ohne Medikamente ist der über den Stoffwechsel und das Essen. Ernährung gegen Akne soll verhindern, dass in den Körperzellen unnötig Wachstums- und Teilungsprozesse angestoßen werden. Vor allem nicht in der Pubertät, denn in dieser Zeit steuert der Körper sein beschleunigtes Wachstum hormonell selbst. Das Problem: Ernährung in den westlichen Zivilisationen Europas und Nordamerikas basiert auf genau den Nahrungsmitteln, die diese Wachstums- und Teilungsprozesse aktivieren und damit die sensible Pubertätsbalance stören. Gemeint sind Milch und Milchprodukte, Zucker und Getreide, Friteusenfett-Kohlenhydrat-Mischungen (Pommes frites) und Kombinationen dieser Zutaten in Fertiggerichten.

Die Prozesse, die Essen im Körper auslöst, werden immer detaillierter erforscht. Einige sind inzwischen Allgemeingut, zum Beispiel, dass der Dauerkonsum von Süßigkeiten über Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse und ihrer Kapazität, Insulin zu produzieren, über Insulinresistenz zu Diabetes mellitus führt, der „Zuckerkrankheit“. Andere Erkenntnisse fristen noch ein Dasein im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Einer der Forscher, die immer wieder den Scheinwerfer auf diese Erkenntnisse richten, ist Bodo Melnik, Universitätsprofessor und Hautarzt in Osnabrück. Nach Auswertung hunderter Studien rund um die Themenkomplexe Akne, Genetik, Hormone, Stoffwechsel, Molekular- und Evolutionsbiologie zieht er das Fazit, dass die Lösung im Geschehen in den Körperzellen liegt: „Die weite Verbreitung von Akne unter Heranwachsenden kann nicht durch die Vormachtstellung genetischer Faktoren erklärt werden, sondern durch den Einfluss einer westlichen Diät, die den Schlüssel-Dirigenten des Stoffwechsels überreizt, die nährstoff- und wachstumsfaktor-sensitive Kinase mTORC1.“

Milch fördert Wachstum – manchmal zu sehr

Milch und Milchprodukte fördern demnach Akne, indem sie den Enzymkomplex mTORC1 in den Körperzellen auf dreierlei Weise aktivieren: Zum ersten sind in Milch sogenannte verzweigtkettige Aminosäuren enthalten. Diese sind auch als „BCAA“ („branch-chained amino acids“) bekannt und in der Bodybuilder-Szene als Muskelaufbau-Helfer geschätzt. mTORC1 nimmt die BCAA wahr und erlaubt den Verbrauch von Energie für Wachstumsvorgänge. In den Zellen ist das die Zellteilung. Zum zweiten enthält Milch kleine Moleküle, die die Gene zum Arbeiten bringen, sogenannte microRNA. Diese ist über die Artengrenzen hinweg aktiv; die Rinder-microRNA entfaltet ihre Wirkung also im menschlichen Organismus. Durch sie werden Gene hochreguliert, deren Aktivität mehr mTORC1-Aktivität zur Folge hat. Auch dies geschieht in den Zellen.

Zum dritten bewirkt Milch im Körper etwas, das Zucker und Getreide ebenfalls auslösen: Sie bringt die Bauchspeicheldrüse dazu, Insulin auszustoßen. Zusätzlich setzt Milch noch die menschliche Leber an die Arbeit: Auf ein Signal aus Milch hin produziert dieses Organ „IGF-1“ (für „insulin-like growth factor 1“), einen sogenannten Wachstumsfaktor. Wachstumsfaktoren bewirken – ebenfalls via mTORC1 – die Teilung und das Wachstum von Zellen. Die Bildung dieses Wachstumsfaktors wird beim Einsetzen der Pubertät jedoch automatisch angestoßen. Wird der Effekt zusätzlich durch Milch angekurbelt, kann es des Guten zuviel sein. Das zeigt sich in Akne.

Insulin und IGF-1 verstärken außerdem den Ausstoß und die Wirkung männlicher Sexualhormone, der Androgene. Diese haben jedoch nicht nur Jungen, sondern in geringeren Mengen auch Mädchen. Dieselben Mechanismen, die über Nahrungsmittel das Zellwachstum fördern, erhöhen also in den Zellen auch die Sensitivität für Testosteron – und das in der Pubertät, der Lebensphase, in der der Körper die Produktion der Sexualhormone ohnehin hochreguliert.

Akne loswerden – im Gesicht nicht immer spurlos möglich

Akne im Gesicht loswerden, darum kämpfen Jugendliche oft Jahre – eine Zeitspanne, in der manchmal sogar diese hartnäckige Erkrankung von selbst wieder verschwindet. Die Narben, die die teils erheblichen Entzündungen auf der Haut hinterlassen, verschwinden jedoch oft nicht. Während Mitesser („Komedonen“) oder kleine Eiterpickel in der Regel spurlos abheilen, ist dies bei großflächigeren Entzündungen mit vielen Herden nicht regelmäßig der Fall. Bleiben können Krater, reliefartige Narben oder Hautverfärbungen. Die Herde, das sind die kleinen Poren, aus denen die feinen Härchen im Gesicht, aber auch an Brust und Rücken wachsen. In diese Poren münden unter der Hautoberfläche Talgdrüsen.

Der fettige Talg spielt bei Akne eine besondere Rolle. „Akne entsteht nicht, wenn die Talgsekretion niedrig ist“, so Bodo Melnik. Es sammelten sich die Belege dafür, dass die Entstehung von Akne nicht nur durch eine übermäßige Talgproduktion (Hyperseborrhoe), sondern auch durch qualitative Veränderungen des Talgs ausgelöst werde. Auch dieser Vorgang hat seinen Ursprung in einer höheren Aktivität des Molekülkomplexes mTORC1 in den Zellen. Das Dirigenten-Enzym mTORC1 regt über verschiedene Stoffwechselschritte die Herstellung von Fetten an, die dann von einem Bakterium weiter umgewandelt werden, das die Krankheit schon im Namen trägt: von dem Keim „Propionibacterium acnes“. Diese anderen Fette, die für den Menschen nicht typisch sind, führen offenbar zu übermäßiger Neubildung und Verhornung von Zellen in den Follikelgängen, was diese verstopft So entsteht ein ideales Wachstumsklima für Propionibacterium acnes. Dies äußert sich in den gefürchteten Pickeln, Entzündungen und Eiter.

Nicht die Symptome von Akne bekämpfen, sondern die Ursache

Sein Wunsch, mehr darüber zu wissen, was man gegen Akne machen kann, hat Heiko Lochmann damals auf die richtige Spur gebracht: „Ich hatte irgendwann die Idee, dass ich nicht die Symptome von Akne, also die Pickel, bekämpfen will, sondern den Grund dafür.“ Ihm war klar, dass in der Pubertät „die Hormone einfach spinnen, aber irgendwie hab ich gedacht, dass es noch etwas anderes geben muss“.

Für Heiko gab es das. Eine komplette Ernährungsumstellung, bei der ihm seine Eltern sehr geholfen haben, wie er er berichtet, denn er kennt sich nicht aus mit Kochen: „Keine Milchprodukte, keine Fleischprodukte, keine Süßigkeiten, keine Weizenprodukte, also noch nicht mal Nudeln … keine Cola, eigentlich nur stilles Wasser, also fast nur Gemüse, Obst und generell pflanzliche Produkte. Auf so viele Sachen muss man da verzichten.“ Aber es hat sich gelohnt: „Innerhalb von drei Wochen war das wirklich komplett weg. Mein Gesicht war wieder glatt.“

Heikos Anti-Akne-Speiseplan deckt sich weitgehend mit dem, was Paleo-Therapeuten heute empfehlen: weg von einer auf Getreide, Milchprodukten, Fast Food und Süßigkeiten basierenden Ernährung, hin zu möglichst viel Obst, Gemüse und als Getränk Wasser.

Die basische Ernährung und die Paleo-Ernährung unterscheiden sich jedoch in einem wesentlichen Punkt: Fleisch und Fisch sind zwar „paleo“, aber nicht basisch. Allerdings ist Bodo Melnik nicht der Ansicht, dass Fleischverzicht, was Akne betrifft entscheidend ist:

Die „steinzeitartige Ernährung“ ist für ihn die ideale „Anti-Akne-Diät“: „Akne wurde nicht gefunden bei Völkern, die noch unter steinzeitlichen Ernährungsbedingungen leben.“ Diese ernähren sich nicht bewusst vegetarisch oder basisch, aber Getreide und Süßigkeiten kommen in ihrem Speiseplan nicht oder kaum vor. Milch gibt es für Säuglinge nach der Geburt in Form von Muttermilch, danach nicht mehr. Manche Volksgruppen finden den Gedanken sogar abstoßend, nach dem Säuglingsalter noch Milch zu trinken.

Literatur:

  • Blagosklonny MV, Hall MN. Growth and aging: a common molecular mechanism. Aging. 2009; 1:4 357-362. Download: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2806018/pdf/aging-01-357.pdf
  • Blagosklonny MV. Revisiting the antagonistic pleiotropy theory of aging. TOR-driven program and quasi-program. Cell Cycle. 2010; 9:16 3151-6. DOI: 10.4161/cc.9.16.13120.
  • Cordain L. Implications for the Role of Diet in Acne. Semin Cutan Med Surg. 2005; 24: 84-91. DOI: 10.1016/j.sder.2005.04.002
  • Cordain L, Lindeberg S, Hurtado M, Hill K, Eaton SB, Brand-Miller J. Acne vulgaris. A Disease of Western Civilization. Arch Dermatol. 2002; 138: 1584-90. DOI:10.1001/archderm.138.12.1584.
  • Gollnick HP, Zouboulis, CC. Not All Acne is Acne Vulgaris. Dtsch Arztebl Int. 2014; 111 (17): 301-12. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0301.
  • Melnik BC. Acne vulgaris: The metabolic syndrome of the pilosebaceous follicle. Clin Dermatol. 2018; 36 (1): 29-40. DOI: 10.1016/j.clindermatol.2017.09.006.
  • Melnik BC. Linking diet to acne metabolomics, inflammation, and comedogenesis: an update. Clin Cosmet Investig 2015; 8: 371-88. DOI: 10.2147/CCID.S69135.
  • Melnik BC, Zouboulis CC. Potential role of FoxO1 and mTORC1 in the pathogenesis of Western-diet induced acne. Exp Dermatol. 2013; 22:311-5. DOI: 1111/exd.12142.

Akne und Gesundheit – Ergänzende Informationen

Das Metabolische Syndrom und „mTORC1“

Für Bodo Melnik ist Akne eine Zivilisationskrankheit und demnach untrennbar verbunden mit dem westlichen Lebensstil. Melnik erklärt das Hautleiden mit denselben Vorgängen in den Körperzellen, die typisch sind für Erkrankungen wie Übergewicht, Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, Krebs und neurologischen Erkrankungen wie der Alzheimer-Demenz. Er nennt Akne auch „das metabolische Syndrom der Talgfollikel“.

Als metabolisches Syndrom bezeichnet man eine Gruppe von Stoffwechselentgleistungen, die in der Regel zusammen auftreten. Vereinfacht handelt es sich hierbei um Insulinresistenz, Adipositas (starkes Übergewicht), Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Als häufigste Ursache gilt zu viel Essen bei zu wenig Bewegung. Die Langzeitfolgen sind Herz-, Gefäß- und Kreislauferkrankungen und verfrühter Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Für diese Gruppe von Zivilisationskrankheiten haben medizinische Forschungen eine treibende Kraft in den Körperzellen ausgemacht, einen molekularen Reaktionskomplex namens „mTORC1“. Die Abkürzung steht für „mechanistic Target Of Rapamycin Complex 1“. Seine Erforschung wurde möglich durch die Entdeckung des zentralen Moleküls „TOR“ („Target Of Rapamycin“). Das fanden Wissenschaftler in Bakterien auf der Südseeinsel Rapa Nui, als sie Hefepilze erforschten. TOR ist das Kernmolekül von mTORC1, und mTORC1 ist, kurz gesagt, der Startknopf zum Anschalten energieintensiver Wachstums- und Zellteilungsprozesse. Eingeschaltet wird er durch Reize aus der Außenwelt, besonders durch Energie aus der Nahrung.

Körperzellen reagieren sehr sensibel auf Energiesignale. Wie Dominosteine lösen die darauf spezialisierten Moleküle komplexe Kettenreaktionen aus, wenn sie diese Energie wahrnehmen; die Signalkaskaden setzen sich fort in den Zellkern, in die DNA, in andere Kompartimente („Abteilungen“ der Zelle) und in benachbarte Zellen.

Wachstum und Zellteilung, zentrale Lebensprozesse für Lebewesen von Hefepilzen bis zum Menschen, funktionieren offenbar mit mTORC1 als Hauptsensor. Dieser Molekülkomplex ist also immens wichtig. Genauso wichtig ist jedoch, dass diese Wachstumsprozesse zwischenzeit zur Ruhe kommen Dann können in der Zelle andere Aufgaben erledigt werden, nämlich die Aufräumprozesse. Wenn mTORC1 dauerhaft aktiviert ist, also wenn die Zellteilung dauerhaft angeregt wird, kann das die Entwicklung von Krebs begünstigen, zu vorzeitiger Alterung und zum metabolischen Syndrom führen.

Basische Ernährung, pH-Wert und PRAL

Basische Ernährung ist eine Ernährung, die dem Körper mehr Stoffe zuführt, die die Körpergewebe und -flüssigkeiten basisch halten als Stoffe, die die Körpergewebe und -flüssigkeiten sauer halten. Das Maß für „sauer“ bzw. „basisch“ ist der sogenannte „pH-Wert“ (pH wird heute verstanden als Abkürzung für lat. „potentia Hydrogenii“, dt. in etwa „Wasserstoffkraft“).

In der Chemie beschreibt der pH-Wert die Aktivität von Protonen oder positiv geladenen Wasserstoffionen. Der Wert 7 ist als neutral definiert. Der pH-Wert von Trinkwasser liegt üblicherweise bei 7 oder etwas darüber. Bei niedrigeren Werten spricht man von Säuren, bei höheren von Basen. Stark vereinfacht bedeutet es, dass Säuren Protonen abgeben und Basen sie aufnehmen.

Ein bekannter Prozess im Körper, der mit Säure zu tun hat, ist die Zerkleinerung des Essens im Magen mit Hilfe der Magensäure. Der dabei entstehende Brei ist weniger sauer als die reine Magensäure, aber deutlich saurer als das gerade Gegessene. Auch für Blut ist der pH-Wert wichtig: Er sollte um 7,4 liegen, also leicht basisch sein. Abweichungen von dieser Spanne können lebensbedrohlich werden.

Körperzellen enthalten viel Wasser und regulieren ihren pH-Wert. Die Mineralien Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Chlorid, Phosphat und Hydrogencarbonat helfen dabei. Sie sind sogenannte biologische Elektrolyte, chemische Substanzen mit vielen Ionen. Gelöst in der Zellflüssigkeit, werden sie dort für eine Vielzahl an Prozessen gebraucht. Vereinfacht kann man sagen, dass Obst und vor allem Gemüse und Kräuter einen basischen Effekt auf den Organismus des Essers ausüben. Der Effekt von Fleisch, Getreide, Süßigkeiten und Milchprodukten ist dagegen mild bis stark säuernd.

Wer wissen möchte, welche Lebensmittel wie „sauer“ oder „basisch“ wirken, kann sich dem mit sogenannten PRAL-Tabellen annähern. „PRAL“ steht für „Potential Renal Acid Load“ (potenzielle Säurelast der Nieren). Der Ausdruck kommt daher, dass die Nieren Protonen über den Urin ausscheiden. Dieses Phänomen kann man mit einem pH-Teststreifen sichtbar machen. Die Information über den pH-Wert des Urins kann man sich für Aussagen zur Gesundheit zunutze machen.

In der Paleo-Ernährung fehlen wesentliche Lebensmittel der westlichen Zivilisation mit hohem PRAL-Wert, nämlich industrieller Zucker, Getreide und Milchprodukte. Daher ist Paleo-Ernährung tendenziell auch basisch, umso mehr, je höher der Anteil an Obst und Gemüse ist.

Insulinresistenz und Zuckerkrankheit

Die Insulinresistenz ist eine Störung des Stoffwechsels im Glucose- und Insulin-Haushalt von Organismen bzw. ihren Organen. Insulinresistenz bedeutet, dass an der Oberfläche von Körperzellen nicht genug Transportmoleküle bereitstehen, die Glucose aus dem Blut in die Zellen aufnehmen. Glucose, ein einfacher Zucker, ist jedoch der Treibstoff der Zellen und des gesamten Organismus.

Die für den Körper wichtigen Bestandteile der Nahrung gelangen durch die Darmwände ins Blut. Kohlenhydrate werden im Verdauungsprozess zu Glucose-Molekülen zerlegt. Glucose führt zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Der erhöhte Blutzuckerspiegel ist das Signal für die Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren. Insulin bewirkt normalerweise die Bereitstellung von Molekülen an den Membranen der Zellen, die dafür sorgen, dass die Glucose ins Innere der Zellen transportiert wird.

Wenn die Zellen nicht mit der Bereitstellung von genügend vielen dieser Glucose-Transporter reagieren, schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus, um sie doch dazu zu bewegen. Der Insulinbedarf zur effektiven Versorgung des Körpers mit Energie steigt also. Dieser Zustand, in dem die Insulinkonzentration im Blut über das normale Maß erhöht ist, heißt Hyperinsulinämie.

Besteht die Insulinresistenz zu lange, erschöpft die permanente Überproduktion von Insulin die Bauchspeicheldrüse. Das Endstadium dieses Prozesses ist Diabetes mellitus Typ 2: Der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft zu hoch, da nicht mehr genug Insulin produziert wird, um die Zellen zur Annahme von Glucose aus dem Blut zu bewegen. Auch wenn Insulinresistenz umkehrbar ist, gilt sie daher doch als Vorstufe zu Diabetes mellitus Typ 2.

Die Häufigkeit von Diabetes mellitus Typ 2 in der Bevölkerung westlicher Industriestaaten erklärt man heute mit einer für den Menschen ungünstigen kohlenhydrat- und vor allem zuckerreichen Ernährung. Der dauerhafte Überkonsum von Zucker führt zu Hyperinsulinämie, denn die Zellen reagieren immer weniger auf das permanente Signal, Glucose über Transporter aufzunehmen. Also versteht die Bauchspeicheldrüse, dass sie immer mehr Insulin ausschütten muss.

Es gibt physiologische Gründe für eine zeitweilige Insulinresistenz von Organen, zum Beispiel Entzündung: Wenn das Immunsystem eine Entzündung bekämpfen muss, nutzt es seine Fähigkeit, Energie von anderen Organen zu sich umzuleiten, indem es diese insulinresistent macht. Wenn man sich im Rahmen einer Infektion schwach fühlt, ist dies mit Insulinresistenz zu erklären. Energie wird dann nicht zur Muskulatur geleitet, sondern zum Immunsystem. Sie fließt zum Beispiel in die Produktion von weißen Blutkörperchen.

Heute ist jedoch, bedingt z. B. durch Dauerstress und Darmproblematiken, die sogenannte chronische niedriggradige Entzündung weit verbreitet. Entzündungen werden vom Körper dann nicht in angemessener Zeit beendet. Statt einiger Tage oder Wochen schwelen sie auf niedrigem Niveau über Monate oder sogar Jahre. Das Immunsystem zweigt also dauerhaft Energie ab. Das ergibt eine Situation, die die entzündeten Organe oder Gewebe mit dauerhafter Insulinresistenz beantworten.

Man kann Insulinresistenz auf verschiedene Arten indirekt messen. Eine relativ einfache Art ist die Bestimmung der Insulin- und Glucosewerte im Blut und die anschließende Berechnung des sogenannten HOMA-Index (Abkürzung für „HOmeostasis Model Assessment“), der Insulin und Glucose in Relation zueinander setzt. Da man weiß, dass Insulin die Bildung des Hormons Adiponectin im Fettgewebe und die Bildung eines Eiweißmoleküls namens SHBG (Sexual Hormone Binding Globulin) in der Leber unterdrückt, gibt die Messung von Adiponectin oder die Messung von SHBG ebenfalls Auskunft über das Ausmaß der Insulinresistenz bzw. Hyperinsulinämie. Der sogenannte orale Glucose-Toleranz-Test (oGTT) wird angewendet, um herauszufinden, ob die Bauchspeicheldrüse auf höhere Dosen Glucose noch mit einer adäquaten Insulinausschüttung reagieren kann.

Zur Autorin:

Autorin: Claudia Peschl
Thema: Akne
Webseite: https://www.heilpraxis-peschl.de
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Zusammenfassung
Gastartikel: Heiko und die Huckel - Steinzeitlich lebende Völker kennen keine Akne (von Claudia Peschl)
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Gastartikel: Heiko und die Huckel - Steinzeitlich lebende Völker kennen keine Akne (von Claudia Peschl)
Beschreibung
Tipps zur Ernährung gegen Akne und tatsächliche oder selbst ernannte Akne-Experten findet man im Netz reichlich. Darunter immer wieder Stimmen, die unbelastet von der frei im Internet zugänglichen wissenschaftlichen Sachlage behaupten, Akne habe mit Ernährung nichts zu tun. So landen viele Betroffene in einem Informations-Irrgarten.
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